Das Jahr 1930
Allgemeine Entwicklung
Die Vollnetzempfänger finden großen Anklang. Endstufen mit größeren Sprechleistungen (angegeben bei 10 % Klirrfaktor !) erfordern auch stärkere Lautsprecher. Kombinationen von Netzempfängern mit Plattenspielern, Radiogrammophone, kommen auf, vereinzelt auch Schrankgeräte.
HORNY
exportiert immer mehr Geräte. Die „Netto-En gros- Export“ Liste für Geräte und Teile zeigt fast durchwegs Preise in der Höhe von 70% der fürs Inland bestimmten „Spezial Preisliste“; nur bei Novitäten beträgt der Exportpreis fallweise 75% und bei Handelsware (z. B. Philips-Netzanschlußgerät) 80%. Rumänien ist eines der wichtigsten Exportländer geworden. Polen, Sandinavische Staaten, Naher Osten, Nordafrika werden erschlossen, sogar bis nach Südamerika und Südafrika wird geliefert. Als stärkere Lautsprecher beginnt Horny in Lizenz „Farrand-Induktor Dynamik“-Systeme zu bauen diese sind billiger als elektrodynamische und kommen ohne Fremderregungsspulen aus.
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Das Jahr 1931
Allgemeine Entwicklung
Das Radio hat sich gegen alle Zweifeler etabliert und die österreichische Hörerzahl steigt bis gegen 300.000. Europäische Senderverzeichnisse zeigen rund 250 Radiostationen mit Leistungen bis zu 20 kW, etwa 70 davon kann man auch in Österreich empfangen, wenn auch oft unter starken Störungen und Schwunderscheinungen. Nach wie vor bedeutet „Auslandsempfang“ eine Sensation, also müssen solche Empfänger empfindlich und trennscharf sein. Auf Kurzwellen ist sogar Übersee-Empfang möglich. Andererseits beschränken sich viele technisch weniger interessierte Hörer, zu ihnen kommen natürlich auch die noch immer rund 100.000 Besitzer von Detektorapparaten, auf den Empfang des Lokalprogramms. Sie wünschen sich gute Wiedergabe und Bedienungskomfort. Den wichtigsten Beitrag zur bequemen Bedienbarkeit brachte der Vollnetzempfänger mit dem Wegfallen der separaten Stromquellen. Die weniger stark mikrophonischen indirekt geheizten Röhren erlauben auch die Unterbringung des Lautsprechers im Apparategehäuse. Einknopfabstimmung, übersichtliche Skalen, wenig Bedienungselemente, Wellenbereichsschalter kommen dazu. Als „Musikinstrument“ macht man Apparate die auch geeignet zum Abspielen von Schallplatten (78 U/min, Schellack) mit sogenannten Pick-ups sind. Der Radioapparat wird von einem technischen Gerät zu einem Teil der Wohnungseinrichtung. Daher ändert man auch sein Äußeres von der eleganten technischen Linie der matten Blechgehäuse auf möbelähnliche, polierte Holzgehäusen oder Gehäusen mit Kunstlederüberzug. Die Zahl neu produzierter Empfänger für Batteriebetrieb (abgesehen von Portables) nimmt stark ab, doch gibt es noch viele Gebiete ohne Stromnetz und dort stehen natürlich noch viele ältere Apparate im Betrieb. Sie haben meist, wie auch die billigen Netzempfänger, Rückkopplungsaudions und stören daher beim ungeschickten „Sender-Einpfeifen“ im weiten Umkreis andere Hörer. Dieses Pfeifen bleibt noch viele Jahre lang geradezu ein Charakteristikum des Radioempfangs.
HORNY
dehnt seinen Betriebsgegenstand auf „Fabriksmäßige Erzeugung von Metallwaren, elektro und radiotechnischen Apparaten und Bestandteilen, sowie Lautsprecher und Sprechmaschinen und Autohandel (Juli) und (Oktober) fabriksmäßige Erzeugung von Kraftfahrrädern“ aus. Der Exportanteil steigt auf rund 40%. Die Zahl der ständig, also auch außerhalb der Produktionssaison beschäftigten Personen übersteigt jetzt 150
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Das Jahr 1932
Allgemeine Entwicklung
Immer wieder verstärkt man die Radiostationen, oft schon bis 75 kW. Die RAVAG plant einen Sender mit 100 kW. Die Bestrebungen der U I d R (Union Internationale de Radiodiffusion) zur Vermeidung eines Wellenchaos bleiben praktisch wirkungslos. Daher wird gute Trennschärfe immer wichtiger. In Deutschland kämpft man gegen Schallplattensendungen im Rundfunk.
Trotz des allgemeinen wirtschaftlichen Niedergangs ist die Radioindustrie gut beschäftigt. Über die Einhaltung ihrer Handelsvereinbarungen wacht die Preisschutzstelle Gruppe Radio“ im Österreichischen Verband der Markenartikelindustrie. Offizielle „Liste der Ladenverkaufspreis“Überlagerungsempfänger gewinnen gegen den „Geradeaus“ an Boden. Es gibt jetzt Pentoden für HF- und NF-Verstärkung, auch mit logarithmischer Kennlinie zum automatischen Regeln der Verstärkung in Abhängigkeit vom Eingangssignal, Fadingausgleich, und AVC. Stärkere Endpentoden, und neue Elektrolytkondensatoren (naß) zum besseren Glätten der Anodenspannung. Lautsprecher werden immer häufiger mit dem Empfänger in gemeinsamem Holzgehäuse verbaut. Um auch die Außenantenne zu sparen, propagiert man die allerdings sehr netzstörempfindliche „Lichtantenne“. Für Amateure wird es zunehmend schwieriger die komplizierten Schaltungen und die mechanischen Aufbauten der Industriegeräte nachzubauen und abzuregeln. Die Anzahl der Bastler und damit der Einzelteileverkauf nehmen ab.
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Das Jahr 1933
Allgemeine Entwicklung
100 kW Sender Wien-Bisamberg eröffnet, ebenso ein provisorischer Sender in Vorarlberg. Die Salzburger Festspiele werden über 500 Stationen ins Ausland übertragen. Die österreichische Hörerzahl übersteigt 500.000 In England werden regelmäßige Fernseh-Versuchssendungen gemacht, viele Amateurempfänger. Die Röhrenerzeuger einigen sich, künftig äquivalente Röhren zu bringen und unter gleichen Typennummern. Diodenstrecken zur Demodulation. PHILIPS, jetzt VII., Neubaugasse 1, wird Horny’s Hauptlieferant.
HORNY
stellt die Fertigung auf Überlagerungsempfänger um sowie auch Änderungen in der Teilefertigung durch die eigene Dehkondensator-Erzeugung. Die Ausbringung gesteigt auf rund 20.000 Apparate /Jahr einschließlich aller Halbfabrikate. Das bedeutet in der Arbeitssaison bis 200 App/Tag. Weitere Erhöhung des Personalstandes, vor allem an technischen Mitarbeitern. Aufgrund der Wirtschafskriese finden oft akademische Ingenieure Verwendung im Arbeiterstand. Dr. Helpap wird Entwicklungsleiter. Die Metallgehäuse sind verschwunden. Dekorstoffe decken die Lautsprecheröffnungen ab, die polierten Holzgehäuse tragen Zierrähmchen und Leisten. Erste „Vollsichtskalen“ mit Flutlichtbeleuchtung. Neue Werbung für Klangfülle und Auslandsempfang. Erneut wird auf Übersee-Kurzwellenempfang verwiesen. In Tag- und Nacht-Versuchen stellen Horny Mitarbeiter Listen der in den verschiedenen Wellenbereichen hörbaren Sender zusammen. Eintragung der Firmenänderung auf „Radiowerk Horny“ am 24. März
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Das Jahr 1934
Allgemeine Entwicklung
Der beliebte Sender Luxemburg soll auf 500 kW (!) ausgebaut werden. In den USA arbeiten bereits über 500 Radiostationen. Im Oktober feiert die RAVAG die erfolgreich verlaufenen ersten 10 Jahre ihres Bestehens. Mit 527.000 Hörern sind jetzt 7,8 % der Bevölkerung erfaßt in Deutschland sind es 9,0 %. Auf einer Jubiläumsausstellung „10 Jahre Rundfunk“ zeigt die Industrie ihre neuesten Modelle. Die Zeitschrift „RADIO AMATEUR“ verweist auf sein 10-jähriges Bestehen, ebenso der „INTERNATIONALE RADIO CLUB, IRC“ (Treffpunkt aller führenden österr. Radiotechniker mit Ausnahme der bei MINERVA beschäftigten), der sogar in der Rotunde ausstellt, hier vorwiegend Fernseh-Versuchsmodelle. Telefunken aber zeigt erstmals in Wien Fernsehübertragungen. Die zwischen Großbritannien und Deutschland vereinbarte Fernseh-Norm, von Telefunken, Fernseh A.G, Loewe, M. v. Ardenne, schon bei der großen Deutschen Funkausstellung in Berlin demonstriert, arbeitet mit 180 Zeilen, Bildformat 4: 5 (40.000 Bildpunkte), Bildträger 6,9 m, Tonträger 6,7 m, ZF der Empfänger 2 x 0,5 MHz. Neu für die Öffentlichkeit die Katodenstrahl-Bildröhren im Format 18 x 24 cm (Einzelstücke 24 x 30 cm); es gibt aber auch noch mechanische Systeme mit Spiegelschraube (TeXaDe) und das Zwischenfilmverfahren für die Großprojektion. Die Röhrenerzeuger bringen die Oktode AK 1 und Duodiode AB 1 neu auf den Markt, entsprechende Allstromtypen und eine 2 Volt Serie direkt geheizter Röhren für die immer noch in gewissen Stückzahlen benötigten Batterieempfänger. Damit bestehen klare Bestückungen für die nun in Österreich (abgesehen von billigen 2 Röhen) allgemein gebauten Super. Man arbeitet mit ZF von rund 128 kHz und um Spiegelempfang zu vermeiden mit 2 HF-Vorkreisen. In Deutschland mit seinen besseren Empfangsmöglichkeiten bleiben noch jahrelang der Geradeausempfänger mit oft sehr aufwendigen Schaltungen und in Supern hier wird meistens die ZF bei 450 kHz gewählt. Immer stärker bestimmen die verfügbaren Röhren den Apparate-Aufbau.
PHILIPS-Wien stellt in einem eigenen Pavillon im Westgelände vor der Rotunde aus. Seit einigen Jahren ist die holländische Philips auch auf dem Gebiet des Empfängerbaus tätig und dehnt diese Aktivität auf andere Länder aus. Importe werden aber von den meisten Staaten durch Zölle und Restriktionen sehr erschwert und daher strebt 0. M. E. Loupart, Direktor von PHILIPS-Eindhoven, die Errichtung beziehungsweise den Erwerb nationaler Fabriken an. Hr Loupart nimmt deswegen mehrmals Kontakt mit der österreichischen Radioindustrie auf
HORNY,
die ‚FABRIK FÜR RADIO UND ELEKTROTECHNIK‘, findet in der Westbahnstraße nicht mehr genügend Raum und mietet die ehemalige Lokomotivfabrik der Staatseisenbahngesellschaft in Wien X., zwischen Süd und Ostbahnhof, der Haupttrakt ist an der, von HORNY so genannten, Südostbahngasse. Dort können alle technischen und kommerziellen Abteilungen, Verwaltung, Rohstoff und Fertiglager konzentriert werden. Das ‚RADIOHAUS RATHAUSPLATZ‘ wird abgegeben. Anfang Mai beginnt die Arbeit in den neuen Räumen. Die Ausrüstung wird um Metallwaren ergänzt mit großteils uralten Pressen usw., mit gebrauchten Möbeln, Arbeitstischen, Werkzeugen. Für den Meßinstrumentenpark, es gibt nur einen einziger Signalgenerator M/L Welle mit ungeeichtem Outputmeter, läßt Hr. Helpap einiges aus den USA kaufen und stellt ab 1. Mai den noch studierenden Herrn Baumgertner ein, der verschiedene Messbrücken und Normalien dazu im Labor baut und an der Techn. Hochschule eicht. Organisatorische Probleme zwischen Planungsabteilungen, Verkauf, Einkauf, Magazin usw. soll als persönlicher Assistent des Hrn. Horny ab September Hr. M. Hager lösen. Weitere Kontorpraktikanten werden aufgenommen. Hr. 0. Höbert tritt im Oktober ein als Betriebsassistent für Werkzeuge und Vorrichtungen ein. Er übernimmt bald auch das Entwurfs und das Werkzeugkonstruktionsbüro.
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Das Jahr 1935
Allgemeine Entwicklung
In den USA wurden 1934 5 Mio Empfänger und 65 Mio Röhren verkauft. Man bringt Metallröhren und die Elektronenstrahl-Abstimmanzeige „Magic Eye“auf den Markt. Auf staatliche Initiative zwecks Unterstützung der politischen Propaganda produziert die deutsche Industrie seit dem Vorjahr in Gemeinschaftsarbeit nach vorgeschriebener Kalkulation den Volksempfänger VE 301, einen sehr einfachen Einkreis-Geradeaus Empfänger im Kunststoffgehäuse, Verkaufspreis 65 Reichsmark, und liefert bis Ende 1935 bereits 1,9 Mio Stück aus. Englands „Television-Committee“ empfiehlt nach den nun langjährigen Versuchen, die seinerzeit mit 30 Zeilen begannen, ein TV-System mit mindestens 240 Zeilen. Deutschland beginnt mit der 130-Zeilen-Norm. Testsendungen werden von dem seit 1932 bestehenden UKW-Sender Wizleben bei Berlin ausgestrahlt. In den USA, in Frankreich und Italien laufen die Versuche weiter. Auch PHILIPS in Eindhoven beginnt umfangreiche TV-Experimente. Die im 0ERI, Vereinigung der Radioindustriellen Österreichs, zusammengeschlossenen Firmen erneuern den „Verpflichtungsschein für Detaillisten“, in dem die Preisbindung geregelt wird und die Rücknahmemodalität für alte Geräte. Für die Kontrollkosten dieses Systems müssen die Händler ihren Lieferanten 0,50 Schillinge je Apparat bezahlen. PHILIPS kommt nun auch mit Empfängern auf den österreichischen Markt, zunächst mit dem bei der Firma Schrack A. G. entworfenen und gebauten 45 A, BARCAROLE (5 Röhren, K/M/L, Abstimmanzeige, Lautsprecher nach oben strahlend mit schwenkbarem „Schallspiegel“), dann mit dem 2 Röhren „42“, K/M/L. Im Juni wird die Firma Zerdik in Wien VII., Kirchbergg.33, erworben und in eine Ges.m.b,H. umgewandelt, Stammkapital S 100.000, Gegenstand der Erwerbung der Firma C. H. Zerdik, Radio-u. elektrotechnische Einrichtungen..“ ist die Erzeugung und der Vertrieb von Radioapparaten…“. Relativ unbedeutend, bietet Zerdik nicht die von PHILIPS angestrebte österreichische Basis für Geräteproduktion. Zerdik erzeugt noch kurze Zeit, bleibt dann aber als Marke erhalten. Die Geschäftsführer Herr Zerdik und von Philips Herr Dittelberger.
HORNY
dehnt sich in den neuen Räumen kräftig aus. Zur Jahresmitte wird im Hauptgebäude Südostbahngasse eine hölzerne Zwischendecke eingezogen es ist die Halle II wo K. Pörtl die Wickelei einrichtet – während Hr, Nemeskal im Erdgeschoß und Hr. Weigl in Halle III arbeiten. Es wird dann noch die „Halle IV“ dazu gemietet. Damit verfügt die Firma über rund 16.000 m2 brutto und beschäftigt bald fast 1200 Personen, die 1000ste tritt im Oktober ein. In der Arbeitslosenzeit genügt ein Aushang am Fabrikstor, um am nächsten Morgen eine Schlange Arbeitsuchender auf der Straße angestellt zu finden. Im November und Dezember erzeugen 700 Arbeiter, meist Frauen, in 3 Schichten rund um die Uhr täglich an die 300 Apparate. Insgesamt werden in 1935 über 26.000 Stück geliefert, davon vom 1. Mai bis zum Jahresende 15.500. Der Jahresumsatz beträgt über 5 Mio Schilling. Nach wie vor gute Exporte, relativ viel nach Südamerika. Zur Intensivierung der Händlerkontakte erscheint ab Februar monatlich die Zeitschrift „HORNYPHON-JOURNAL“ (Erstauflage 2000). Der Name wird ab September 1936 in RADIO REVUE geändert. Redakteur bis 1938 Hr. P. Czerwenka. Auf der Herbstmesse präsentiert sich Horny auch außerhalb der Rotunde in einem eigenen Pavillion. Um bessere Anpassung der Organisation an den großen Betrieb bemühen sich mehrere kurzlebige Assistenten. Hr. A. Steiner wird stellvertretender Betriebsleiter. Betriebsbüro und Fabrikationsbüro (Hr. Trittner) werden verstärkt, genauere Tarife erstellt die Montagezeitfür einen 5 Röhren – Super beträgt 110 Minuten. Erstmals erfolgt das Abregeln im Montageband, mit angelernten Hilfsarbeiterinnen an 20 von einem quarzgesteuerten Zentralsender gespeisten Arbeitsplätzen. Einführung eins einfaches Codiersystem im Zeichnungswesen, regelmäßige Stichproben mit Meßprotokoll. Daneben Tag und Nachtempfang in der Fabrik und in Inzersdorf, Versuchsreisen zu Händlern, ausgedehnte Proben in der Horny-Villa am Heuberg. Gegen Jahresende zeigt sich, daß die starke Expansion finanziell nicht verkraftet wurde. Philips, das die Röhren bisher bereitwillig kreditiert hatte sieht seine Chance und präsentiert eine uneinbringliche Rechnung. Friedrich Horny entschließt sich, nach langen Verhandlungen mit Herrn Loupart, zum Verkauf seiner Firma, die in eine A. G. umgewandelt werden soll. Der Inhaber der bisherigen Einzelfirma bringt deren ganzes Vermögen als Sacheinlage ein, sowohl die materiellen als die ideellen Werte, Maschinen, Investitionen, Forderungen, Patent, Marken und Musterrechte, 421.000 Schilling nach dem Stand vom 30. April. Die neue Firma übernimmt alle Passiven laut Übernahmebilanz und soll als ‚RADIOWERK HORNY AKTIENGESELLSCHAFT‘ ins Leben treten mit einem Grundkapital 1,200.000 Schilling, geteilt in 1200 Aktien je 1000 Schilling, zunächst pro forma geteilt zwischen den beiden Gründern Friedrich Horny (800.000 Stück) und Robert Hammer (400.000 Stück), später sind diese aber zu 100% im Eigentum der PHILIPS RADIORÖHREN Ges.m.b.H. Wien. Anfangs Februar 1936 sind dann die Satzungen festgeschrieben.
Gegenstand:
1. Die Fortführung des von der Einzelfirma bisher betriebenen Unternehmens
2. Die Erzeugung und der Vertrieb elektrischer Apparate, sowie von Maschinen und Maschinenbestandteilen zur Herstellung solcher Apparate, insbesondere die Erzeugung und der Vertrieb von Geräten zur Tonwiedergabe auf mechanischem Weg in weitestem Umfang.
Die Eintragung erfolgt erst am 19. Mai 1936, (Einzelfirma gelöscht), Vorsitz des Aufsichtsrats wird später R. Hammer, alleiniges Vorstandsmitglied F. Horny. Hr. R. Hammer ist Gewährsmann von Philips Hr P. Walter bleibt bis Juni Prokurist.
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Das Jahr 1936
Allgemeine Entwicklung
In den USA kommen immer mehr Großgeräte mit mechanischen oder motorgetriebenen Einstellhilfen auf den Markt. Weiteres Vordringen der Metallröhren. ELTZ-RADIONE in Wien bringt den ‚Motoselect‘, einen Empfänger mit Druckkopf- Motorabstimmung füt 20 Sender. In Europa arbeiten jetzt auf dem Langwellenbereich mit theoretisch 20 Kanälen a‘ 9 kHz schon 33 Sender und auf Mittelwellen mit rund 120 Kanälen etwa 250, davon etliche auf „Gemeinschaftswellen“. Selektiver Auslandsempfang beeinträchtigt die Höheniedergabe auch bei gut zu empfangenden Sendern, daher variable Bandbreite notwendig. Eine NF-Gegenkopplung verbessert die Linearität dient zur korrektur der oftmals regelbaren Tonfrequenzkurve. Immer noch steigendes Interesse an Kurzwellen das diese mehr Bereiche hat, verbesserte Abstimmittel, gedehnte Skalen. In Deutschland kann man seit einem Jahr etwa 3 x wöchentlich in öffentlichen „Fernsehstuben“ Filme empfangen. Die Rundfunkausstellung zeigt Modelle von Heim-Fernsehempfängern, im Prinzip ausführbar für 180, 375 oder 405 Zeilen. Philips Eindhoven führt TV-Freilichtübertragungen mit dem Ikonoskop vor, also ohne Zwischenfilm, wahlweise 180 oder 400 Zeilen. Dr. E. Schrack tritt aus der RADIOWERK SCHRACK A. G. aus denn er übernimmt die Firma Ericsson, Die RADIOWERK SCHRACK A. G wird nun zu 100% Eigentum der N. V. Philips. Neuer Name WIENER RADIOWERKE A. G. („WIRAG), Hr, H. Heinrich wird der Direktor, rund 600 Beschäftigte. Vertrieben werden die dort erzeugten Bauteile, Marke RHEO, von der VELBA, die Röhren weiter über die Philips-Wien. Vergrößertes Philips Apparateprogramm, erstmals werden etliche Chassis von Horny zugeliefert. Der wenig erfolgreiche Schallspiegel bleibt beim 3 Röhren -Reflexsuper „43 A“; 3 1/2 Röhren PRÄLUDIO und 4 Röhren RONDO (mit variabler Bandbreite) haben die in Eindhoven übliche Klappskala. Gleichstromanschluß mit Wechselrichter (Mehrpreis 22 Schilling); zwei Batterieempfänger.
HORNY
Zur Jahresmitte wird der Öffentlichkeit die Gründung der A.G mitgeteilt. HORNY behält aber weitreichende kommerzielle und technische Freiheit. HORNYPHON bekommt ein neues Zeichen mit Adler und soll auch im direkten Export eine unabhängige Marke bleiben. Die Werbung konzentriert sich auf den früheren Besitzer („Jedes Schräubchen geht durch seine Hand“), der den Direktor Titel ablehnt und „Präsident“ genannt wird. Bei Publikum und Händlerschaft gelingt die Tarnung bestens, selbst die Firmenangehörigen halten Friedrich Horny noch lange für einen namhaften Teilhaber der A. G. Hr. Steiger, Gen. Dir. PHILIPS-Wien, hat keinen nennenswerten Einfluß. Eindhoven verlangt eine konzerngerechte Administration daher sind ab jetzt mehr Daten vorhanden. Das Budgetjahr ist von Mai bis April. Leiter Dr. 0. Grimm (Prokurist bis September), neben ihm Herr Leuchter, dann bis 1938 Herr Kende. Die Programme werden jeweils mit Eindhoven diskutiert. Der kommerzieller Referent der Apparategruppe ist W. A. Romijm, es gibt jährlich 2 bis 3 Besprechungen, und ab 1937 gibt es regelmäßigen Kontakt mit dem App. Lab., Ir. J. A. J. Bouman etwa 2 x pro Jahr in Eindhoven und 2 x in Wien. Alle technischen Erfahrungen und Entwicklungen stehen Horny zur Verfügung und vieles davon übernimmt Wien. Herr Bouman verlegt auch die Beratung der jungen Budapester Philips-Apparatefabrik Dir. Schuk, ein ehemaliger Mitarbeiter Hornys aus dessen Anfangszeit zu Horny. Kontaktmann zu Eindhoven ist Herr Baumgertner, die Verbindung mit Budapest hält Herr Haidenthaller. Neuer Labor-Mitarbeiter Dipl.-Ing. U. Knick, der 1938 wieder nach Berlin zurückkehrt. Zum Jahresende wird auch Herrn K. Lohr die Prokura verliehen.
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Das Jahr 1937
Allgemeine Entwicklung
RAVAG verstärkt Bundesländersender. Hörerzahl übersteigt 600.000. In Großbritannien verfolgen bereits 7000 TV-Seher das seit einem Jahr vom „Alexandra Palace“ regelmäßig, 3Stunden täglich, ausgestrahlte Programm. Empfänger mit Bildröhren 15×12,5 sowie 24×20 und 32×26 cm – Die Preise bewegen sich etwa in Bereich von 40 bis 175 Pfund. Philips bietet ein Gerät mit Projektionsröhre an, deren Bild 10 fach vergrößert auf 48×40 cm wird . Deutschland arbeitet jetzt mit 441 Zeilen im Zeilensprung, Bandbreite 2 MHz, Bildröhren sind meist 36×30 cm. Es beginnt eine Bühnen-Direktübertragung vor Publikum. Österreichische Röhrenerzeuger (Philips mit den Nebenmarken TRIOTRON und VALVO, TELEFUNKEN, SATOR, TUNGSRAM) geben 6 Monate Garantie und gründen die „Zentralprüfstelle für Radioröhren“. Neu kommt die Rote Serie mit E-Katode, 6,3 V Heizung. Erfolgreich dank kleineren Abmessungen bessere KW-Eigenschaften. Vorstufen (Heizung 0,2 A) auch verwendbar für Serienheizung. Neue Endpentode mit eingebauten 2 Dioden ‚EBL 1‘ sowie ‚CBL 1‘. Es kommt bereits 1 Radiohändler auf knapp 345 österreichische Hörer. Der Verband der Elektrizitätsindustrie, Fachgruppe III: Rundfunkempfangsgeräte, legt neue Rabattsätze fest und überwacht die Bruttopreise. Vorjahrsmodelle werden jeweils auf etwa 2/3 im Preis reduziert. Der Konkurrenzkampf wird schärfer. Man wirbt mit neuen Gehäuseformen. Der Flachbau wird populär, auch der Chrom-Zierat und viele Features wie der Sparschalter der reduziert den Netz-Stromverbrauch, gehörrichtige Lautstärkeregelung, pompöse Skalen usw. Die Radio-Messe muß in einer neuen Halle abgehalten werden, weil die Rotunde im Sommer abgebrannt ist.
Philips bringt als Spitzengerät „BARCAROLE“, 4 Röhren, Klappskala, Monoknopf (Drehen, auf/ab und links/ rechts), Preis 480 Schilling; „BOLERO“, 4 Röhren, 380 Schilling; zwei Batteriegeräte (von Horny). In Eindhoven sind mechanische Abstimmsysteme in Entwicklung, von denen später der Schiebekondensator realisiert wird, und ein teures Motorsystem ähnlich Stewart-Warner. Fa. Zerdik bekommt nun seine Geräte aus der Horny-Fabrik.
HORNY
ht einen euen Gewerbeschein: „Fabriksmäßige Erzeugung von Metallwaren, Elektro-Materialien, Maschinen, Radio- Sende und Empfangsapparaten, Sprechmaschinen, elektrischen und physikalischen Instrumenten und Heilgeräten sowie deren Bestandteile, und Erzeugung der hiezu erforderlichen Rohstoffe“. In Vorwegnahme des 15jährigen Firmenjubiläums wird mit einem Publikums-Wettbewerb Propaganda gemacht. Konstruktionsdetails: Schwenkknopf, im Unterschied zu Philips nur Drehbewegung =Abstimmen und Auf/Ab =Lautstärke. En Segment-Drehwellenschalter aus Eindhoven statt des jahrzehntealten „Klaviers“. Eine KW-Mikrovollsichtskala, KW-Bereich schließt 13 m – Band ein, OLYMPIC und SUPER 9 haben 2 KW-Bereiche,12,8 – 115 m; gemäßigtes Querformat durch Diagonal-Anordnung Skala -Lautsprecher, Chrom-Zierstäbe; Leuchtstabzeiger (pat.), bei Einstecken einer Erdleitung automatisch abgeschaltete Netzerdung; RHEO Lautsprecher mit den neuen Philips-Ticonal Magneten und Klangzerstreuer; Sparschalter (bei 3 und 4 Röhrengeräten), der den Stromverbrauch um 30 % senkt; bei den beiden Großgeräten Anschluß an mit Philips-Wechselrichter sogenannte Triller,(45 Schilling) und „hohe“ ZF; verbesserte Spiegelfrequenzsperre; gehörrichtige Lautstärkeregelung (= automat. Baßbetonung“. Die Reflexschaltung bei den 3 Röhren – Supern (insgesamt werden 35.000 solche Apparate verkauft!) kann dank neuer Bestückungsmöglichkeit aufgegeben werden. Bereits selbstverständlich sind ein Magisches Auge; Gegenkopplung; ZF-Bandbreitenregelung, mit Tonregelung gekoppelt (jetzt 10 Stufen mit Baßregister); Grob und Feintrieb für leichtere KW-Abstimmung. Die neuen Typen werden ab jetzt mit der abgekürzten Jahreszahl des Folgejahres gekennzeichnet .zB Prinz 38. Bei den Spulen werden die teuren Cu-Becher völlig verlassen. Mit der Fa. VOGT wird ein Lizenzvertrag auf Benützung der neuen Verfahren geschlossen, HF-Eisenkerne durch Pressen später auch Sprizzen aus Mischung Carbonyleisen mit thermohärtenden bzw. thermoplastischen Kunststoffen herzustellen und innerhalb Österreichs auch zu vertreiben. Gebühr für in Apparaten exportierte Kerne. (1949 neue Vereinbarungen, 1954/55 ausgelaufen).
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Das Jahr 1938
Allgemeine Entwicklung
Österreichs Besetzung und der folgende „Anschluß“ an Deutschland ändern soziale, wirtschaftliche und kulturelle Gegebenheiten, natürlich auch im Rundfunkwesen. ‚Die RAVAG wird aufgelöst, ihre Sender gehen an die Reichsrundfunkgesellschaft, Wien-Bisambers wird 12ter „Reichssender“ des großdeutschen Rundfunks. Die intensive politische Propaganda hat im „Altreich“ die Hörerzahl von Anfang 1933, 4,3 Mill., erhöht bis Mitte 1938 auf 9,5 Mill. In der „Ostmark“ stürmt man wegen der sensationellen Nachrichten bereits in den „Umbruchstagen“ die Radiogeschäfte bis 1943 steigt hier die Hörerzahl auf 1,06 Millionen. Überhaupt florieren alle Geschäfte. „Arisierte“, d. h., verdienten Parteigenossen in kommissarische Verwaltung gegebene „nichtarische“ Betriebe werden oft raschest ausverkauft und Österreichs Kaufhäuser leeren sich, weil „Altreichler“ hier Waren finden in einer von staatlichen Rohstofflenkungsmaßnahmen noch nicht geminderten Qualität; und das zum günstigen Kurs 2 Reichsmark = 3 ö. S. Nach den Papierkursen des devisenbewirtschafteten Deutschland mit seiner „durch Arbeit gedeckten“ Währung erscheint die Mark viel höher bewertet als nach den tatsächlich erzielbaren Wechselkursen. Zur schrittweisen wirtschaftlichen Angleichung erlassen der Reichskommissar für die Ostmark und der Reichskommissar für die Preisbildung Übergangsbestimmungen. Die gewerbliche Wirtschaft mit den 6 Reichsgruppen: Industrie, Handel, Handwerk, Danken, Verkehr, Energiewirtschaft, soll erst 1939 ihre Regelungen zu 100% auch für Österreich anwenden. Im Bereich Rundfunk gibt es die WDRI, Wirtschaftsstelle der deutschen Rundfunkindustrie; den KDRE, Kartellverband des deutschen Rundfunkeinzelhandels; den WDRG, Wirtschaftsstelle deutscher Rundfunkgroßhändler. Der KDRE setzt Rabattstaffeln fest (je Umsatz 23% bis 36%) und gibt die verbindlichen Preislisten heraus, auch für alte Geräte. Bis 1939 wird eine Sperrfrist verordnet das heisst Deutsche Erzeuger dürfen nicht nach Österreich liefern, die österreichischen aber, die eine Gemeinschaftswerbung starten, umgekehrt insgesamt 60.000 Apparate in en deutschen Markt der aufnahmsfähig ist. Es gibt dort immer noch viele Geradeausempfänger 570 von rund 170 Typen der Saison 1937/38 zu erstaunlich hohen Preisen. „Rote Röhren“ gibt es im Altreich nicht, Telefunken kommt jetzt mit Stahlröhren, vorläufig nur für Autoradios, dann im Herbst mit dem kompletten Satz. Die Funkausstellung zeigt bereits Heimempfänger für die bevorstehende allgemeine Einführung des Fernsehens, Preise ab etwa 800 Reichsmark. Zum TV-Sender Berlin kommen Brocken und Feldberg/Taunus mit 441 Zeilen mit Zeilensprung. Sie Zeigen auch Direktübertragungen von einer Bühne. Auf Englands „Radiolympia“ zeigen dieses Jahr 17 Firmen ihre neuesten Heimempfängertypen. Politisch oder gar „rassisch“ untragbare Mitarbeiter müssen weg. Viele wechseln auch den Arbeitsplatz, ohne untragbar zu sein. Während der Verbotszeit geflüchtete Nazi’s kehren triumphierend heim und spielen jetzt bevorzugte Rollen auch die in Österreich getarnt gewesenen „illegalen“ Parteigenossen. Andererseits ziehen die bis zu 50% höheren Einkommen etliche Fachleute nach Deutschland. Öffentliche Aufträge wie Straßenbau, Bau von Kasernen und neuen Werken, Einberufungen zur Wehrmacht und zum Reichsarbeitsdienst lassen die Arbeitslosigkeit schnell zurückgehen. Parteigenosse kann man nur mit Protektion und nach Wartefrist werden, jeder Werktätige aber muß der Zwangsgewerkschaft AAP (Deutsche Arbeitsfront) beitreten und soll auch zur NSV (Volkswohlfahrt), zum Luftschutzbund usw. gehen. Bei Philips in Wien veranstaltet Herr Steiger ein Siegesfest anläßlich der „Heimkehr der Ostmark“. Bald muß er aber in schwierigen Verhandlungen mit der Philips-Leitung in Berlin die neue Stellung Wiens klären, das nach Ende der Sperrfrist kaum mehr als ein großes Regionalbüro sein kann. Einige höhere Mitarbeiter kommen anderswo im Konzern unter. Heuer gilt es noch die bestehende Geräterange „Ballade“, „Reseda“, „Bolero“ und „Barcarole“ zu verkaufen, doch 1939 kommt ein eigenes Programm neben den deutschen „Aachen-Supern“ nicht in Frage. Auch die Röhren und die Teileproduktion der WIRAG sind mit dem „Altreich“ abzustimmen. Zerdik bleibt als Marke zunächst bestehen und bekommt einige Geräte von Horny. Hr. Zerdik tritt als Geschäftsführer aus. Neben Herrn Dittelberger wird A. Frey Geschäftsführer und ab 1943 auch F. Horney.
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dessen nun zwei Jahre alter Adler fatal an das neue „Hoheitszeichen“ erinnert, bleibt die von Herrn Loupart postulierte Unabhängigkeit von Produktion und Vertrieb voll aufrecht. Der bedeutende Export ist gerade unter den neuen Umständen ein wichtiger Devisenbringerg. Am Deutschlandkontingent der österreichischen Apparatebauer allerdings kann Horny nicht partizipieren und darf erst 1939/40 liefern. Die Verbindungen zu Eindhoven bleiben bestehen, Lieferungen werden jedoch erschwert und teilweise nach Deutschland verlagert. Die wenigen „illegalen“ in der Südostbahngasse verbrüdern sich lebhaft Friedrich Horny wird erst zur Jahresmitte Parteigenosse. In der Musterwerkstatt, deren Mechaniker Herr Gachstetter 1935 die „illegale“ Hornygruppe gegründet hat und nun „Betriebsobmann“ wird (Obman der NS-Vertrauensräte), stanzt man Hakenkreuze zum Anstecken. In die Abteilungen kommen Plakate mit NS-Plakat Parolen und Führerbilder. Mitarbeitergruppen ziehen, „Lieder der Bewegung“ singend, als Fackelzug durch das rote Favoriten. „Untragbare“ werden sofort entlassen, darunter Verkaufsdirektor Prok. P. Walter, Exportleiter J. Kolischer, Werbeleiter F. Czerwenka. An ihre Stellen treten Hr. A. Frey (Prok. ab September), und die Herren R. Meynier und F. Feldner. Herr Kende von der Administration ist bereits kurz vorher ins Ausland versetzt worden. Unter den Technikern sind Vakanzen zu füllen (neu u. a die Herren Kodytek und Kreuzer), neue Werkzeugmacher sind aufzunehmen (u. a. Hr. Hanusz), viele rücken vor (Hr, Heider angestellt für mech. Quako, Hr. J. Caspar im Tarifbüro, Hr. Sheybal Finanzbuchhaltung). Im Spätsommer verläßt Herr Helpap die Firma, Hr, Baumgartner übernimmt das Labor. Als ehemaliger Artillerieleutnant muß Hr. Hoberth zu einer Waffenübung, er scheidet mit Jahresende aus kommt 1942 jedoch wieder zurück. Neuer Leiter des Kostruktionsbüros und des WKB wird Hr. 0. Strack von Philips-Deutschland. Sehr viele junge Männer rücken zur Wehrmacht ein (u. a. Hr. Jäger). Hr. Reichsfeld wird Sekretär des Herrn Horny. Dipl.-Ing. Pörtl soll Stellvertreter des Betriebsführers werden (Prokura 1940) und Hr. Steiner folgt ihm als Betriebsleiter nach. Betriebsfeiern und Versammlungen im NS-Geist finden statt, verdiente alte Parteigenossen werden auf KdF- (Kraft durch Freude) Reisen geschickt und ehemalige rote Betriebsräte (Hr. Göltz) zur Besichtigung von vorbildlichen Großbetriebe ins Altreich. Es gibt KdF-Betriebsausflüge und Theaterbesuche, eine Werksbücherei wird gestiftet und eine Betriebssportgruppe gegründet, die in den nächsten Jahren in Freizeitarbeit mit der ganzen Belegschaft den Platz zwischen Fabrik und Ostbahnhof-Waggonhallen zu einem Sportplatz mit 1000 m Laufbahn ausgestaltet. Eine Betriebsordnung muß erlassen werden (ausgearbeitet imNovember; in Kraft gesetzt Mai 1939), die u. a. die Arbeitszeit regelt es sind 48 Stunden pro Woche, aufgeteilt von Montag bis Freitag, nach Erfordernis kann das Wochenende jedoch auf Samstag 13 h verlegt werden. Das gilt für direkt produktionsgebundene Angestellte praktisch immer. Überstunden, bisher durch ein Pauschale von rund 15 % inkludiert in den Bezügen, sollen bezahlt werden. Die Saisonarbeit der Erzeugung die dazu führte, daß verdiente Arbeiterinnen bis zu 10 und mehr Unterbrechungen ihrer Dienstzeit aufwiesen läßt sich kaum aufrecht erhalten. Auch steigen die Lieferfristen der Lieferanten, so daß kurzfristigst nichts beschafft werden kann. Viele Einkommen sind neu zu regeln. Ein Bandmechaniker z. B. bekommt jetzt 0,63 Reichsmark = 0,95 Schilling statt des alten Einstellohns von 0,75 Schilling. Ingenieure lassen sich nicht mehr als Arbeiter beschäftigen. Spitzenleute erhalten Erhöhungen von 30 % und mehr.
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Das Jahr 1939
Allgemeine Entwicklung
Von der Öffentlichkeit wenig bemerkt, dient ein immer größer werdender Teil der deutschen Industrie der Rüstung das wiederum führt zu einer strafferen Materialwirtschaft! Das allgemeine Fernsehen wird zurückgestellt bis zum Vorliegen eines Volks-Einheitsempfängers. Muster davon zeigt man auf der Funkausstellung im August (neben Großprojektion usw.), doch gibt es keine Produktion mehr. Die Radioerzeuger leiden noch wenig unter Einschränkungen. Auf der Berliner Ausstellung – letzte, pompöse Übersicht über die deutsche Rundfunktechnik nach fast 20 Jahren Entwicklung – präsentieren rund 30 Firmen (davon 7 aus Wien) insgesamt rund 160 Empfängertypen (davon 21 für Batteriebetrieb), wovon fast 30 Geradeaus (keiner aus Wien) mit 2 bis 4 Röhren (incl. Gleichrichter)sind, mit Preisen zwischen 80 und 180 Reichsmark. Die Super, ab rund 200 Reichsmark, besitzen fast ausschließlich Holzgehäuse mit sparsamem Zierat, große, übersichtliche Skalen, alle haben mindestens 3 Wellenbereiche K/M/L, sie enthalten 4 bis 12 Röhren, etwa zur Hälfte 2 HF-Eingangskreise mit 3 fach Drehkondensator, „hohe“ ZF 468 – 490 kHz (nur 5, davon 4 österreichische haben eine ZF von 128 kHz), fast alle besitzen Bandbreiteregelung, NF-Gegenkopplung, ein Magisches Auge und elektrodynamische Lausprecher mit durchschnittlich 20 cm Membrane mit in der Mehrzahl fremderregten Magneten. Bei 35 Geräten lassen sich 6 bis 10 (bei einem sogar 20) Stationen mit Drucktasten abstimmen, zumeist mit zuschaltbaren, vorabgestimmten Kreisen; 7 davon haben Motorantrieb. Von den 12 Kombinationen mit Plattenspieler sind 2/3 als Musikschränke ausgebildet, mit Verkaufspreisen um 1000, sogar bis 1500 Reichsmark. Alle Geräte enthalten die neuen, quetschfußlosen Stahlröhren, Endröhre, Mag. Auge und Gleichrichter weiter in Glas, mit Quetschfuß, bei den Geräten finden sich oft noch C-Röhren, weil die Stahl-U-Typen spät erscheinen. Statt einer Oktode dient zur Mischung die Triode-Hexode ECH 11/UCH 11; rauscharmer HF-Vorverstärker ist EF 13; Magisches Auge mit NF-Pentode im gleichen Ballon EFM 11. Philips liefert nur für Deutschland analoge Typen, jedoch in Glaskolben mit Metallumhüllung. In allen anderen Ländern wird, auch von den übrigen Röhrenfabrikanten, die Rote Serie weitergeführt, bald auch mit einer CH-Röhre. In den nächsten Jahren präsentiert Philips Schlüsselröhren, das sind Allglasröhren ohne Quetschfuß, bei allen Typen, mit Aufbau auf kleinem Teller-Sockel. ‚Aachensuper‘ gibt es 5, den einfachen 5 Röhren (mit A-Röhren und der neuen EFM 11) um 235 Reichsmark, drei 5 1/2 bzw. 6 Röhren mit rauscharmer Vorstufe um 265, 335 und 394 Reichsmark, den Spitzensuper 7 Röhren mit Motorabstimmung um 790 Reichsmark. Zerdik zeigt einen 4 Röhren und einen 5 Röhren, gleich wie die Horny-Typen.
AUF HORNY SCHWÖRT WER HORNY HÖRT
Bei der Reichsmark Eröffnungsbilanz zum 1. Jänner (eingetragen Oktober) wird das Horny-Aktienkapital von 1,200.000 Schillingen = 500.000 Reichmark erhöht auf 1,450.000 Reichsmark, 100% im Besitz von Philips-Wien. Die Statuten sind dem deutschen Aktiengesetz angepaßt. Der immer umständlicher werdende Behördenverkehr kann fast nur mehr über Berlin abgewickelt werden. Hr. Frey organisiert rechtzeitig Werksvertretungen in den wichtigsten Großstädten. Hr. Baumgartner besucht im April einige Händler zur Erprobung der neuen Modelle, die sich in Empfangseigenschaften, Störfreiheit und Ton der deutschon Konkurrenz wenigstens ebenbürtig erweisen. Prospektmatetial für die deutsche Händlerschaft wird vorbereitet, die RADIO REVUE mit Jahresanfang eingestellt. Auf der Großen Berliner Funkausstellung verteilt „DAS FÜHRENDE RADIOWERK DER OSTMARK“ große, prunkvoll und teuer gestaltete Einführungsprospekte mit einer Horny Figur und dem alten „Jedes Schräubchen geht durch seine Hand“ Spruch. Die Einberufungen jüngerer Mitarbeiter gehen weiter (u. a. die Herren Daneczek, Fuchs, Herites). Dreherei und Kunststoffpresserei werden ein eigene Abteilung. Neues Personal muß eingestellt werden.
Das Programm 1919/40 zeigt symmetrische Holzgehäuse mit großen Stofflächen und zarten Verzierungen. Anfang September, noch sind die Erfolge der Funkausstellung kaum realisiert, bricht der lang erwartete Krieg aus. Unmittelbar folgen Rationierung der Rohstoffe und der Lebensmittel, Luftschutzmaßnahmen mit peinlichster Verdunkelung, Einschränkungen des Verkehrs, Beschlagnahme von Privatautos, strenges Abhörverbot ausländischer Sender aufrund der guten KW-Möglichkeiten der neuen Geräte. Für die Horny-Fabrikation ergeben sich zunächst wenig Konsequenzen. Zivile Produktion und der Verkauf dürfen weiter gehen. Natürlich bemüht man sich um Rüstungsaufträge. Eine Abwehrstelle muß daher geschaffen werden (Hr Frey), ein Werkschutz mit Hilfspolizeistatus die Fabrik bewachen. Sehr schnell läuft auch ein Entwicklungsauftrag vom Luftwaffenamt ein, vermittelt durch Hptm. (später Major) Gergacsevics, und zwar auf elektronische Zusatzeinrichtungen zum akustischen Horchgerät der Flak. Hr. Baumgertner und Mitarbeiter arbeiten daran und an abgeleiteten Apparaturen zum Messen der Hörschärfe, zur Anzeige mittels Instrumenten nach Ferraris-Prinzip, schließlich als Ortungsgerät -„Peilkopf“ – für Nachtjäger bis fast zum Kriegsende; Produktionsreife wird nicht erreicht.