Ende 1945 scheidet F. Horny aus dem Unternehmen aus. Philips steuert ab jetzt die Geschicke der Werke in Österreich direkt aus Eindhoven. Es ist die Zeit des Wiederaufbaus und des Aufbruch und der großen technischen Veränderungen. Das AM/KW Radio wird durch das FM Radio abgelöst und das Fernsehen startet seinen Erfolgreich in Europa. Die Geschichte von Philips Österreich wird jetzt von damals leitenden Mitarbeitern Herr Baumgartner (Direktor) und Herr Kump (Entwicklungsleitung) also der damals handelten Personen erzählt.

Die Jahre1945/46

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wird in einem Miethaus in Wien XV,Giselhergasse 11 auf in Summe 6000 m2 eine Notfertigung aufgenornmen. Es ist das Obiekt, das während des Krieges von der WIRAG für Rüstungsproduktion benützt wurde. Der XV. Bezirk wird zur französischen Besetzungszone. Als kommissarischer Verwalter wird mit Beschluß vom 30.Juni 1945 Hr. Ridiger eingesetzt. Die Konzernleitung in Eindhoven stellt wieder Verbindung mit den österreichischen Unternehmungen her. Aufsichtsrat in österreich: Dr. Bruemmer (Vorsitz), Dr. Ettenreich, Dr. Huma und Dr. M.Mautner Markhof. Eine Fabriksorganisation wird im Laufe des Jahres aufgebaut Mitarbeiter der ersten Monate: Höberth (Betriebsleitung) Baumgartner (Entwicklung) Hager (Einkauf) Loimer (Kalkulation), sowie die Herren Nemeskal, Pörtl,Daneczek, Trittner und Kreuzer. In der Folge wird ein neuer techn.Direktor eingesetzt, Herr Stegu. In der Fabrik werden zunächst aus vorhandenen Zeltplanen Rucksäcke und Wandertaschen erzeugt. Dann wird versucht, die in Pressburg und St. Johann im Pongau (im Prinzwerk) verlagerten Materialien nach Wien zu bringen. Nach Sichtung der rückgeholten Vorräte unter anderem große Mengen Widerstandsdraht werden Lötkolben, Tauchsieder und Kochplatten erzeugt. Die Entwicklung Herr Baumgartner sichtet zusammen mit dem Planungsverantwortlichen Herrn Daneczek ob mit dem vorhandenen Material die Produktion eines Radio-Gerätes möglich ist. Eine sehr ungewöhnliche Schaltung wird entworfen, die Stückliste, angepaßt an das „Verfügbare“, erstellt und die Produktion ausgeplant. In der Zwischenzeit werden verlagerte Zwergsupergeräte der Type 1038 L überprüft, wenn notwendig repariert und an den Verkauf abgeliefert. Weiters werden rund 700 „gerettete“ Materialsatze des „SUPERPRINZ“ zu kompletten Geraten zusammengebaut. Am 6. Dezember 1945 wird Herr Horny, als Vorstand von „Radiowerk Horne“ abberufen. Herr Rigider bleibt alleiniger Beauftragter der öffentlichen Verwaltung. Das neue Radiogerät wird „REX 47“ heißen. Im Oktober 1946 wird es bei der „ersten Wiener Friedensmesse“ gezeigt. In Eindhoven wird nach dem Krieg eine neue Topmanagement Struktur gegründet, der „Raad vom Bestuur“ (Bord of Directors). Die Zusammensetzung des R.v.B im Jahr 1946 besteht aus den Herren Ir.P.F.S. Otten (Präsident), 0.M.E. Loupard, Ir.Th.P. Tromp, A.J.Guepin, J.C.de Vries P.v.d.Berg H.F.ven Walem, P.R. Dijksterhuis, Ir.F.J. Philips

Die Jahre 1947/48

Für 1948 wird ein neues Entwicklungsprogramm festgelegt. Auf Basis des Zwergsuper 1038 L sollen Geräte in Holzgehäuse entwickelt und produziert werden. Bereits festgelegte Namen „HORNVETTA“ und „PRONTO“. Weiters kommen ins Programm drei Großsuper und zwar: „VIRTUOSO“ mit Flachskala „MAESTRO“ und „JUBILATO“. Neben den Radiogeräten werden auch nahezu alle benötigten Komponenten hergestellt. Zuerst Netztransformatoren, Ausgangstrafos, Spulen später erfolgt auch die Produktion von Drehkondensatoren und Spulenkerne. Nach Kontakten mit Eindhoven wird sukzessive auf Konzernunterteile umgestellt. Damit werden die Exportchancen wesentlich erhöht.

Die Jahre 1949/50

Die Horny-Organisation wird neu strukturiert. Herr Baumgartner wird Direktor, die Kommerzielle Abteilung bleibt zwar im Bereich Giselhergasse, wird aber unter eine eigene Direktion gestellt Herr Kolischer. In der Fabrik wird eine Direktionsrunde etabliert. Herr Baumgartner (Vorsitz), Herr Holm (Entwicklung) neu aufgenommen Ing. Krammer
ist noch immer in Kriegsgefangenschaft. Herr Höberth (Betriebsleitung und Produktion), Herr Kreutzer (Qualität und Arbeitsvorbereitung), Herr Hager (Einkauf), Herr Binder (Administration). Fallweise werden zu den Besprechungen der Planungschef Herr Daneczek,der PU-Spezialist Herr Trittner oder der Personalchef Herrn Pelikan (später Herr Schauer) zugezogen.
In der BRD werden Sender mit Frequenzmodulation in Betrieb genommen (FM). Philips muss zügig folgen. Der österreichische Rundfunk beginnt mit Versuchssendungen Philips testet aber erste Laborgeräte in Braunau und Passau an den BRD FM-Sendungen. Der Chef des Konstruktionsbüro Hr. Ullmann übersiedelt in die Kommerzielleabteilung und wird dort Chef der neugegründeten Technisch-Kommerziellen-Abteilung (TCA). Hr. Ullmann hat das für die Approbation der Tonqualität notwendige „absolute“ Gehör. Nachfolger wird im Konstruktionsbüro zuerst Hr.Miltner, später Hr. Huszar.

Die Jahre 1951-54

Das für einen FM-Empfänger notwendige Frontend macht weder der Entwicklung, noch später der Produktion besondere Probleme. Unerwartet anders ist es beim FM-Discriminator, ein sogenannten „Ratiodetektor“. Nicht nur, daß er in der Entwurfsphase Spitzenreiter von Änderungswünschen wird, beschert er uns durch die unglückliche Verwendung einer aggressiven Abklebe-Folie, die die dünnen Kupferlitzen nach 6-8 Monaten zerstört eine nicht unbetrechtlichen Imageverlust. Die Modeneuigkeiten überschlagen sich nun. Es können dadurch keine wirklich vernünftigen Serien gebaut werden. Nach FM kommen Drucktasten ,sogenannte Klaviertasten für die Bereichsumschaltung in Mode und müssen daher „sofort“ eingeführt werden. Für MW und LW werden eingebaute „Ferritantennen“ das non plus-ultra und dann beginnen wir ein erstes Gerät in einer völlig neuen Produktionstechnologie zu bauen, die „gedruckte Verdrahtung“ (Printplatte). Über die anzuwendende Technologie gibt es erheb-liche Auffassungsunterschiede zwischen den etablierten Firmen in der BRD (Grundig, Telefunken, Siemens) und der Philips Konzernzentrale. Es setzt sich schließlich die in der BRD forcierte Technologie der Verwendung kupferkaschiertem Hartpapier mit nachfolgender silkscreen Ätzung nach Printvorlage durch, eine Technologie die im Prinzip auch heutzutage (1885) noch angewendet wird.

Bilder vom Neubau des Horny/ Fernsehwerks in Wien 3, Dr. Bohr Gasse