Das Jahr 1975

1975 ist das Jahr der Übersiedlung der VCR-Aktivitäten vom BGW ins FSW. Mitten in die Übersiedlung platzen die sich schon 1974 ankündigenden drastischen Verkaufsrückgänge unserer Videorecorder. In Japan wird von JVC (Matshushita Gruppe) ein VHS-Videorecorder System (Video-Home-System) vorgestellt, .das bei etwas größerem Bandverbrauch als Betamax 2h Spieldauer anbietet. In der Werbung wird dieser Umstand massiv herausgestrichen. Das noch gar nicht in Produktion befindliche Gerät N1502 (Anlauf April 1976) ist eigentlich kommerziell schon unbefriedigend. Das beim Quo-Vadis Meeting 1974 beschlossene Gerät der neuen Generation wird es aber frühestens 1978 geben. N1502 sollte so rasch als möglich auf eine 2h Version abgeändert werden.
Auch die Fernsehverkäufe gehen zurück da das Erscheinen der 20 AX Bildröhre (im K11) schon Public gemacht ist aber die Produktion erst langsam in Eindhoven/Brügge angelaufen ist.
Personaleinstellungen sind gestoppt. Wir versuchen den Personalstand durch nicht ersetzen der Fluktuation zu reduzieren. Trotz der allgemein gebotenen Einsparung von Kosten wird die Übersiedlung der VCR Aktivitäten bzw. Personen mit den dafür notwendigen Layout Änderungen, Einrichtungen etc. vorangetrieben. Für den optimalen Aufstellungsort der Präzisionsmaschinen der feinmechanischen Werkstätte wird bei TU-Wien ein Gutachten angefordert. Croydon ist trotz der tristen VCR Marktsituation an einer Nominierung als VCR-Fabrik interessiert und sendet 2 Entwickler nach Wien, die zunächst bei der UK-Ausführung von N1502 eingesetzt werden. Die in Entwicklung befindliche Digitaluhr (Uhren-IC) wird für alle Fälle für 2h Aufzeichnung ausgelegt. Die Konsolidierung für N1502 findet wie geplant Ende
Februar 1975 statt. Vom Markt, insbesondere vorn UK, kommen Nachfragen nach Kopiergeräten zur Softwareherstellung. Es müssen aus normalen Seriengeräten „Kopiergeräte“ ausgesucht werden die macht noch das BGW. Die Liste der Personen die von BGW ins FSW übersiedeln ist fertig. Unter der Führung von Dipl. Ing. Länger werden 35 Personen kommen. Inzwischen liegt das Gutachten der TU vor. Die Maschinen der Feinmechanischen Werkstätte müssen im Bereich des ehemaligen Holzlagers, auf gewachsenem Grund, aufgestellt werden. Organisatorisch wird die VCR-Entwicklungsgruppe vom BGW mit Entwicklung FSW vereint unter dem Entwicklungsleiter Herrn Kump werden Abteilungen und Kompetenzen neu geordnet. In dieser Phase wird von der Kommerziellen Abteilung eine Liste von Projekten vorgelegt, die mit höchster Priorität realisiert werden sollen. N1502/Secam für Frankreich und ein N1502 mit 2h Spieldauer.
Bei einem Besuch einer Grundig Delegation wird die weitere gemeinsame Vorgangsweise bei der Erarbeitung eines neuen Standards vereinbart. Für eine 2 h Zwischentype könnte eine „field-skip“ Lösung angeboten werden. Dabei wird nur ein Halbbild aufgezeichnet, daraus ergibt sich bei einer 60 Minuten Kassette eine doppelte Spieldauer. Wir bereiten eine Demonstration vor.
Nach Fertigstellung des Lagergebäudes wird ehemaliges Auslieferungslager als Speisesaal adaptiert.
Ein überdachter Verbindungsgang zum Fabriksgebäude wird ebenfalls vorgesehen. Der 4 Stock im Hauptgebäude kann jetzt für die VCR-Entwicklung adaptiert werden. Die Kassettenfabrik wird ebenfalls für andere Fertigungen weitgehend umgebaut. Zur Rationalisierung der Printplatten Layouts wird ein Lichtschreiber eingesetzt. Für VCR-Aktivitäten (incl. Camera) wird im Konzern eine eigene Gruppe gebildet genannt VIDEQUE (Video-Equipment). Leitung Hr.Meijer (z.Zt. Australien) technische Beratung Hr. Lubchenko (z.Zt. Kanada) technische Gesamtleitung Dr. Koerts (z.Zt. Nat. Lab.)
Beim Raad von Raad van Bestuur (R.v.B) das ist der Philips Verwaltungsrat sollen umgehend N1502 und das „Wessels“ Gerät vorgeführt werden.
Die Stagnation der VCR-Verkäufe hält unvermindert an. Auch beträchtliche „Rabatte“ fördern den Verkauf nicht. In einigen Ländern wird Kabelfernsehen eingeführt. Bei Fernsehen (TV) werden die Geräte teilweise schon mit Kanalwählern die auch S (Sonder-Kanäle) empfangen können ‚ausgestattet. Das wird jetzt auch für VCR-Geräte verlangt. Für das kommende K12 Chassis untersucht eine Studie, ob es nicht billiger kommt in einer Fabrik nur Module z.B. Kleinsignalprint für den Gesamtbedarf zu produzieren und nur in 2 Fabriken, etwa Brügge in Belgien und Krefeld in Deutschland komplette Geräte zu montieren. Das würde als Konsequenz bedeuten, dass das K12 nicht im FSW produziert wird.
Neben der Gruppe Länger wird nunmehr auch das Bandlabor Leitung Ing. Krois übersiedelt. Die Unterbringung erfolgt im ehemaligem Holzlager neben der feinmechanischen Werkstätte.
Dr. Ing. Rodenburg wird neuer Konzernpräsident.
Interne Organisationsänderungen:
Ing.Schauer übernimmt die Leitung der Leitung TE0 und TUK
lng. Rogl wird stellvertretender Betriebsleiter
Ing. Kump übernimmt Vorsitz TA
Führungsteam FSW (Juli 1975):
Ing. Nähr-Direktion, Kump-Entwicklung, Strausky-Betriebsleiter, Rogl – stellvertretender Betriebsleiter, Giller-Produktionsbüro, Grebner-Personalchef, Czauderna-Administration, Aita-Einkauf, Mandl-Produktionsvorbereitung, Schauer-TEO und TIM, Stritz-Qualität, Einramhof-Prüfgeräebau.
Funkausstellung Berlin 1975
Starke Preissenkungen für VCR-Geräte von Philips und Grundig. Ausgedehnte Diskussion über die Anforderungen an die neue VCR-Generation N1600.
Die Anforderungen sind:
* Niedrigster möglicher Bandverbrauch
* Mindestens 2 h Spieldauer ( max. 300m Band)
* Kleinstmögliche Cassette (Planar)
* PAL /SECAM /NTSC-Versionen
* Basisentwurf für Portable geeignet
* Stehbild
* Stereo (im Standard vorsehen)
Planungsdaten: Kodierung 15.12.1976 Probeserie 15.8.1977 Anlauf 1.1.1978
Wenige Wochen später, anlässlich eines neuerlichen Grundig Besuches verlangen die Kommerzielle Abteilung von Philips und Grundig die 2h Maschine noch Mitte 1977 d.h. noch zur Verfügung für das Weihnachtsgeschäft. Das Vorziehen von N1600 ist aber absolut unmöglich. Ein Zwischentyp z.B. wie vorgeschlagen mit „field-skip“ erscheint unumgänglich führt aber zu einer weiteren Terminverzögerung von N1600 bis etwa Mitte 1978. Es werden folgende Ideen untersucht:
* Können schmälere Spuren z.B. mit 90µ gemacht werden?
* Kopfanfertigung mittels LASER möglich?
* Kann schmäleren Spuren durch ein elektronisches System z.B. DTS (Dynamit Track System wie von NAT-Lab vorgeschlagen) besser gefolgt werden?
Grundsätzliche Vorentwicklungen sollten beginnen.
Nach verschiedenen Gesprächen in Eindhoven soll Wien die 4-Kopf Wessels-maschine evaluieren ob nach dem Stand der Technik eine Produktion zu akzeptablem Preis in den nächsten etwa 5 Jahren möglich ist.

Produktion 1975
TV-Geräte s/w 119200 davon 78600 Export
CTV-Geräte 69700 davon 28200 Export
Frontend 28000
Weiters werden produziert Circuit-Units, Holzgehäuse und Printplatten
Gesamter Ablieferungswert 1280 Mill. österreichische Schilling Exportquote 52 %

Gesamter Personalstand 1613 Personen
Direkt in Fertigung beschäftigt 962 Personen

Das Jahr 1976

Die CAD (Computer Aided Design) Aktivität wird noch anfänglichen Tests jetzt professionell aufgezogen. Besondere Kontakte mit Honeywell-Bull werden aufgebaut. Der Arbeitsinhalt von N1502 konnte gegen-über N1501 von 14,8h auf 11h gesenkt werden. Als Vergleich: K 11 4,9h; Prognose für K 12 ca. 3,5h
An neuen Studien ist Kommerzielle Abteilung insbesondere an einer CTV/VCR-Kombination für USA/Kanada interessiert. Magnavox die Philips Marke in den USA & Kanada möchte einen Maganvox CTV mit einem N1502 in der NTSC Ausführung kombiniert haben.
Die Hauptaktivität liegt aber, wie schon Ende 1975, auf der Konzeption einer rasch verfügbaren 2h Maschine.
Arbeitstitel: VCR-Longplay, die Bezeichnung FS für „field-skip“ ist unerwünscht oder N1502 Mark II
Neben der PAL-Version wird auch ein Prototyp für Secam verlangt.
Im Frühjahr 1976 ziehen die Verkäufe unerwarteter Weise wieder an und zwar sowohl bei Farbfernsehgeräten eis auch bei Video-Recordern. Die Kommerzielle Abteilung braucht mehr Geräte. Personal muß aufgenommen werden.
Erste Versuche während der Vorentwicklung N1600 mit schmäleren Spuren sind überraschend erfolgreich. Die Idee wird geboren, statt field-skip N1502 Long-Play mit schmaleren Spuren (85µ) und dicht an dicht, d.h. ohne „Zwischenraum“ auszuführen und so die Spieldauer etwa zu verdoppeln.
Mitte 1976
Briefwechsel zwischen Dr. Max Grundig und Ir.v. Riemsdijk betreffend den abgeschlossenen Zwischentyp und die nun erforderliche Konzentration auf das „neue“ System, das den Japanern Paroli bieten muß. Wegen der vielen noch zu entwickelnden neuen Technologien wird dieses neue System – so Ir.v.Riemsdijk in seinem Antwortschreiben – leider erst Anfang 1979 zur Verfügung stehen. Briefkonzept Von W.G. Maeyer, abgestimmt mit den Herren Tielens, de Jong und natürlich mit dem FSW.
Erste Formgestaltungsvorschläge für N1900 liegen vor. Überlegungen der möglichen Parameter ins besonders von Herrn Lubchenko bringen wieder „track-sensing“ in Diskussion, weil die Kommerzielle Abteilung die maximalen Kosten für den Bandverbrauch pro Stunde mit hfl 10.- limitiert. Bei schmälen Spuren z.B. etwa 25µ ergäbe sich für minimalem Bandverbrauch eine, für den Ton (Audio) zu kleine Bandvorlaugeschwindigkeit von ca 1cm/s. Eine hingeworfene Idee auf dem Standard 1/2″ Band nur 1/4″ zu verwenden, dadurch mehr als doppelte Bandgeschwindigkeit zu erreichen mit einer sich dann anbietenden umdrehbaren Cassette, wird zunächst verworfen.
Probleme die zumindest prinzipiell gelöst werden müssen:
* Wie genau kann man schmale Spuren (z.B.±25µ) schreiben und wieder lesen ?
* Welches track-sensing System?
* Welche Bildqualität ist mit 25µ Spuren erreichbar? (Die Forderung ist mindestens wie bei N1700)
* Welch minimale Bandgeschwindigkeit ist wegen der Tonspur (Audio) notwendig ?
* Sind neue bessere eventuell dünnere Bänder möglich ?
* Wie schnell können die Banderzeuger DU PONT, 3M, BASF und AGFA etwas tun ?
SONY Betamax – bis jetzt mit 1 h Spieldauer wird nun in einer 2 System Ausführung angekündigt.(Umschaltung von System 1 mit 1h auf System Il mit 2h Spieldauer)
Nach der Pensionierung der Herren Baumgartner und Winter wird Ir. Hazeu neuer technischer Generaldirektor. Dr. Grebner geht ins BGW, Dr.Müller wird neuer Personalchef im FSW, Dipl. Ing. Forsthuber wird Chef des Bauelementewerkes in Klagenfurt.
Technische Schwierigkeiten bei der Produktion von N 1502 zwingen einen nicht unwesentlichen Teil von Entwicklung und Vorbereitung sich der Lösung dieses aktuellen Problempaketes zu widmen. Es wird zu Lasten von N1700 und sicher auch zu Lasten von N1900 gehen werden. Wir evaluieren das Transversal Wessels-Gerät als „in absehbarer Zeit nicht Produzierbar“. Die Entwicklung wird eingestellt. Die in Eindhoven freiwerdende Kapazität soll bei N1700 und N1900 helfen.

Produktion 1976
TV-Geräte s/w 45200
CTV-Geräte 112500
VCR-Geräte 23800
Weiters werden noch erzeugt, Circuit-Units und Printplatten

Gesamter Ablieferungswert 1321,5 Mill. österreichische Schilling Exportquote 69,1

Gesamter Personalstand 1638 Personen (Ende 76)
Direkt in Fertigung beschäftigt 1030 Personen (Ende 76)

Das Jahr 1977

Es werden nun auch die kommerziellen VCR Aktivitäten von ELA an VIDEO übergeben. Das „neue“ Gerät
N1900 wird als erstes „V“ Gerät (VIDEO) umgetauft in V2000.
Die schon 1976 diskutierten Parameter werden weiter besprochen. Insbesondere wird die Idee der umdrehbaren Cassette auf die Durchführbarkeit (Wunsch 2×2 h) untersucht.
Der Chef der Laufwerkentwicklung Ing. Eibensteiner fällt nach einem Herzinfarkt für Monate aus. Für die an sich überlastete Mechanische Entwicklung ist dieser Verlust eine entscheidende Schwächung. Eindhoven gibt mit dem Leiter von FMOG Herrn Post zunächst ad hoc Hilfe, später wird Herr Dupuis nach Wien delegiert. Mit Dr. Koerts wird eine Neuorganisation der gesamten VCR-Entwicklungsgruppen im Konzern überlegt. Geplant wird:
* Eine Vorentwicklungsgruppe in Eindhoven (aus ehemaliger Wessels-Gruppe) unter Wiener Leitung und hierarchisch der Wiener Entwicklung unterstellt. Der Sitz in Eindhoven deswegen, weil guter Kontakt mit NAT-Labe IC-Lab etc. absolut notwendig ist.
* Ausbau der Wiener Entwicklung in einem Mehrstufenplan. Änderung im Management Ing.Giller geht nach Klagenfurt und wird Chef des Haushalts Geräte Werkes (HGW). Nachfolger wird Dkfm. Aita. Die Betriebsmechanisation bekommt mit Hrn. Einramhof einen eigenen Chef. Ein weiterer Zubau wird beschlossen. Geplant ist eine Verlängerung der „Fernsehhalle“ und darüber ein neuer Direktionstrakt.
In der Fabrik gibt es nach wie vor erhebliche Probleme in der Produktion von N1502 und in der Probeserie von N1700. Die Entwicklung muß sehr viel Kapazität für Fabrikshilfe abstellen. Herr Lubchenko übersiedelt nach Wien und wird mit Herrn Länger die technischen Belange von V 2000 koordinieren. Auf Grund verschiedener Gerüchte über Ausweitung der Spieldauer japanischer Geräte wird die Spezifikation 2×2 h als ungenügend angesehen und auf 2×3 h geändert. Erste Versuche mit „Dynamic Track Following“ die Videoköpfe sind auf sogenannte Aktuatoren (Piezo-Elementen) aufgeklebt sind erfolgversprechend bedürfen aber noch wesentlicher Entwicklungsarbeit. Insgesamt ist die Liste der für V 2000 noch nicht gelösten Probleme so groß, dass die Entwicklung Wien vorschlägt, etwas „bequemere“, sprich realisierbare Parameter a‘ la VHS (mit 33µ Spuren) zu wählen und damit einen Anlauf Mitte 1979 sicherzustellen. Dieser Vorschlag wird kategorisch abgelehnt und damit V 2000 “ as sophisticatet as possible“ beibehalten. Der Hauptgrund der Ablehnung ist darin begründet das die Kommerzielle Abteilung von Philips bereits die „halbe Welt“ d.h. alle möglichen Partner in Europa und USA über das neue PHILIPS-System informiert hat. Aus Prestigegründen ist ein Rückzug jetzt undenkbar. Die Organisationsänderung der VCR-Entwicklung wird beschlossen. Die VCR Vorentwicklung Eindhoven wird für etwa 1/2 Jahr Dipl. Ing. Süß leiten, dann wird für einen längeren Zeitraum Dipl.ing. Melwisch diese Stelle einnehmen. Beide unterstehen jeweils der Entwicklungsleitung in Wien. Ein Video -Camara Labor wird in Eindhoven unter der Leitung von Herrn Wessels etabliert. Herr Lubchenko wird aus Wien wieder abgezogen.
Für V2000 wird die gesamte Abtasteinheit in einem Baustein zusammengefasst. Neue Bezeichnung dafür ist „MIKRO-WELT“.
Neuerlicher Besuch von Ir. Wijns (R.v.B.) in Wien. (siehe Photos). Detailinformation über V2000 wird gegeben. Für das gesamte MM wird eine Baracke auf dem zugekauftem Fabriksareal aufgestellt. Nach dem Vornamen des neuen MM-Chefs Aita heißt die Baracke bald „Rudolfshütte“.
Von Eindhoven kommt starker Druck, die CTV-Produktion einzustellen. Gen. Dir. Konig wehrt sich noch mit Erfolg dagegen. Zur besseren gegenseitigen Information wird eine V 2000 Steuergruppe geschaffen. Teilnehmer unter Vorsitz von Dir. Nähr sind dier Herren Kump/Länger/Mandl/Striz/Einramhof/Rogl/Aita und Mayer, letzterer soll jeweils auf Ablaufgefährdende Probleme hinweisen.
Planung von V2000 (Stand Okt. 1977)
* Lab.1 Modell Dezember 77
* Konsolidierung März.78
* Definitive – Labormodelle Juni 78
* Probeserie Feb. 79
* Anlauf April 79
Am 19. Dezember besucht Frau Minister Firnberg unser Werk. Eine ausführliche Information über Entwicklungsaktivitäten wird gegeben. Nach dem letzten 4-Jahresplan der Kommerziellen Abteilung müßte in 1980/81 bereits über 1 Million VCR-Geräte erzeugt werden. Wieder steht ein 2. Produktionszentrum in Diskussion. Besuch von möglichen System-Partnern ( RCA, THOMSON, NOROMENDE )werden für Anfang 78 angekündigt. Bis dahin muß V2000 Lab-1 vorführbereit sein. Es werden aber bereits jetzt Wünsche der Partner deponiert die „Mikro-Welt“ kleiner zu machen. Die Kommerzielle Abteilung verspricht bereits ein V 2000 /Mark Il
Wegen großer Probleme mit DTF kann der Termin für Lab. 1 (Dez-77) nicht gehalten werden. Um die Konzerninterne Koordinierung der V2000 Aktivitäten (ELCOMA, Johann de Wit etc.) sicherzustellen wird eine task-force Gruppe gebildet: Teilnehmer: die Herren Nähr/Kump/Länger/Rietbergen/Vischer/Dupuis.

Produktion 1977
CTV-Geräte 95000
VCR-Geräte 66000
Weiters werden nur mehr Circuit-Units erzeugt.

Ablieferungswert 1370 Mill. österreichische Schilling Exportquote 71,2%

Gesamter Personalstand 1970 Personen
Direkt in Fertigung beschäftigt 1260 Personen

Das Jahr 1978

Wie angekündigt werden wir Anfang 1978 von Partnern in spe geradezu überfallen. RCA/MAGNAVOK/THOMSON/THORN, NOROMENDE/TELEFUNKEN,SIEMENS/BELL&HOWELL und BLAUPUNKT geben sich vor einem geplanten Großbesuch von Grundig praktisch die Werkstürschnallen in die Hand. Wesentlicher Tenor aus den Besuchen : V2000 ist zu groß, zu teuer und sollte auch noch auf 4 h Spielzeit in eine Richtung durchgehend wegen Baseball Aufzeichnungen geändert werden.
Es wird von allen Partnern auf den kritischen Termin der Funkausstellung 1979 in Berlin hingewiesen, wo man mit Produktionsmodellen präsent sein muss.
Aus dem Feld kommen massive Qualitätsklagen über ausgelieferte N 1502 und N1700. Insbesondere aus Skandinavien. In Laxenburg lagernde Geräte müssen vor Auslieferung 100 % nachgearbeitet werden-Hauptfehler: Einfädelgetriebe, Lift, Bandbeschädigung, Kopfscheiben etc.
Durch Verwendung dünnerer Bänder kann N 1700 auf 3 h Spieldauer erweitert werden. Die Beschaffung der Bänder für die 3h Cassette LVC 180 ist jedoch sehr schwierig.
Neueste Info aus Eindhoven: Hera (Norrköping) soll 2. VCR. Zentrum werden. Eine Delegation wird sich in Wien Bandaufbauten ansehen und notwendige Investitionen studieren.16. März 1978 Bürgermeister Leopold Gratz besichtigt unser Werk. Gen. Dir. Koning unterbreitet den Plan für den Neubau einer VCR-Fabrik und bittet um Vorschläge für ein geeignetes Grundstück.

Der Zubau am Rennweg (Hallenverlängerung und neuer Direktionstrakt) macht rasche Fortschritte. Eine Besiedlung wir etwa Mitte des Jahres möglich sein. N 1700 wird von Softwareherstellern in Kopierqualität gewünscht. Kommerzielle Abteilung wünscht sich außerdem so rasch als möglich eine „Portable“ Variante von V2000. Das ist im derzeitigen Entwurf absolut unmöglich und muss auf später z.B.in der Mark II Konzeption verschoben werden.
Lab 1 ist vorführbereit. Allerdings fehlen noch wesentliche Bausteine, die aber bei „Eigenaufnahme und Wiedergabe“ nicht unbedingt erforderlich sind. So fehlt noch DTF und die Mikroprozessor Steuerung. Auch die Bildqaualität entspricht noch nicht dem N 1700 Standard.
Großes Philips/Grundig Meeting in Wien. Von Philips kommen: Präsident Rodenburg mit den Herren v. Mourik/Tielens/Mayer/Huber von Grundig kommen Max Grundig mit den Herren Lackner/Mangold/Richter/Heinlein von Wien nehmen teil: Gen. Dir. Koning mit den Herren Hazeu/Nähr/Kump/Länger. Die gemeinsame Entwicklung des V2000 Systems wird offiziell beschlossen. Max Grundig setzt eine Spezifikationsänderung auf 2×4 h bei minimal zugelassener Vergrößerung der Cassette durch. Das bedeutet neben den sowieso noch offenen Problemen die Beschaffung dünner Bänder (12µ) mit guten Laufeigenschaften und guten elektrischen Werten. Die 3h Version von N1700 wird als N1702 produziert. Dringendst verlangt wird davon eine SECAM-Ausführung.
Nach günstigen Angeboten der Gemeinde Wien wird der Neubau einer VCR-Fabrik beschlossen. Sie soll auf einem Grundstück in Wien-Liesing gebaut werden. Ein Beratungsteam wird nominiert, dass für einige Monate im Konferenzzimmer im 2.Stock das Bauprojekt bearbeiten wird.
Einige Parameter:
* Nur Produktion von VCR-Geräten incl. kritischer Unterteile
* Produktion in nur einer „Ebene“,
* Autom. Transporte,
* Autom.Hochregallager.
* 2 stöckiges Hauptgebäude für alle Hilfsabteilungen, Dion, Konferenzräume etc.
* Keine Produktion von Fernsehgeräten und auch keine Printfertigung.
Inzwischen gibt es im FSW weitere Besuchergruppen von ZEHITH‚ B&O, ITT, ZANUSSI sowie aus Eindhoven der Raad v. Beheer (Aufsichtsrat von PHILIPS )
Der Druck nach einem NTSC-Prototyp von V2000 wird immer stärker. Nach den vorliegenden Prioritäten für PAL und SECAM kann aber nur eine geringe Vorentwicklungskapazität freigemacht werden.
Das Ende der Farbfernsehproduktion wird nun doch beschlossen. Im FSW wurden insgesamt produziert:
2,087.587 s/w Geräte und 443.816 Farbfernsehgeräte.
V2000 wird mit einigen Einschränkungen konsolidiert. Gegenüber der jetzigen Planung ein Rückstand von etwa 6 Monaten. Neben einer NTSC-Variante von V2000 wird der Druck nach einem Portable immer größer. Neuer Vorentwicklungsschwerpunkt wird Mark II mit der Wunschplanung für Produktion im Jahr 1981 das wegen der zu teuer gewordenen Basistype V2000 die nun auf V2020 umgetauft wird. Soll noch vor Mark II d.h. schon 1980 ein “ Economy “ Gerät, festgelegte Typen-nummer V2021 erzeugt werden.
Organisationsänderungen in Eindhoven : Ir. Kaper soll zu Audio Ir. Otters sein Nachfolger werden bei Video Ir. Kuipers soll Dr. Koerts nachfolgen Ir.de Hoog folgt Ir. Stolk als Chef des TV-Lab. Ir. Kaashoek wird Chef von CQD
Neue Fabrik (VIW):
* Spatenstich etwa Feb.1979
* Erste Teilübersiedlung Anfang 1980
* Gesamte Fabrik (außer Kopffertigung) soll Mitte 1980 übersiedeln
* Rest (Kopffertigung) Ende 1980
In Eindhoven wird ein Concern Advise Raad (CAR) unter der Leitung von Ir.v.d- Klugt gebildet. Hauptfrage für den R. v. B. : Wollen wir noch V 2000 ? Telefunken geht inzwischen mit VHS, einige andere Partner schließen sich teils VHS, teils SONY an. Die ersten Zweifel der Gesamtoperation werden laut. Hat man V2000 überspezifiziert und damit verspätet und zu teuer gemacht?

Produktion 1978
CTV- Geräte 45600 (Reststückzahl)
VCR-Geräte 136000
Weiters werden Circuit Units produziert.

Gesamter Ablieferungswert 1400 Mill. österreichische Schilling Exportquote 85,7 %

Gesamter Personalstand 2160 Personen
Direkt in Produktion beschäftigt 1410 Personen

Das Jahr 1979

In der Produktion N1700 / N1702 gibt es Probleme mit fehlenden IC’s. Es müssen Ersatzlösungen mit diskreten Bauteilen entwickelt und in der Produktion eingeführt werden. Eine ähnliche Situation ergibt sich bei verschiedenen Modulen von V2000. Es müssen für die definitiven Labormodelle und wahrscheinlich auch für die Geräte für die Funkausstellung Berlin Ersatzlösungen vorgesehen werden,
die zu abenteuerlichen „Rucksack“-Lösungen führen. Nachträglich wird für VR2020 eine Infrarotfernbedienung gewünscht für die eine Servicelösung als Nachrüstsatz vorbereitet werden muss.
Die Verkäufe lassen stark nach. „Gerüchte“ über das neue System sind schon weit verbreitet, die Käufer warten ab. Eine Programmreduktion für 1979 um 40000 Geräte muss beschlossen werden. Neues Programm:
135000 N1700/N1702
30000 VR 2020 (Wunsch)
Eine Kommission wird gebildet die für die neue Fabrik eine optimale Organisation erarbeiten soll.
Das ganze Werk ist zur Zeit mit höchster Priorität mit der Herstellung von 100 Geräten VR2020 für einen internen Kundentest und anschließender Präsentation in Berlin beschäftigt. Vorher, etwa im Juni sollen in Eindhoven und Hamburg in einer Pressekonferenz das System V2000 und VR2020 im Besonderen vorgestellt werden. Die Typennummer für V 2020 wurde in VR 2020 geändert. Analog heißt das Economy-Gerät jetzt VR 2010. Brasilien ist an einer VR 2020 Variante interessiert. Wegen dem abweichenden Farbsystem sind erhebliche Entwicklungsarbeiten erforderlich. Das Projekt wird zunächst zurückgestellt. Von EindhoveN wird Ir. van Rooj nach Wien delegiert. Er soll hier zunächst die Verbilligungsaktion VR 2020 betreiben und später als Projektleiter von Mark II eingesetzt werden.
Neue Einstellgehälter werden festgesetzt:
HTL-Absolventen 9500.- Schilling/Monat
TU- Absolventen 14500.- Schilling/Monat
Auf Grund der in Wien geplanten neuen VCR-Fabrik und zufolge der stagnierenden Verkäufe wird das Projekt der 2.VCR Fabrik in Norrköping fallen gelassen. Vom Markt werden auch stark rücklaufende Verkaufszahlen bei Farbfernsehgeräten gemeldet. Die Pressekonferenzen in Eindhoven und Hamburg sind erfolgreich verlaufen. Jetzt wartet alles auf die Funkausstellung in Berlin! Diese Funkausstellung wird für Philips und für Grundig ein voller Erfolg man sollte „liefern“ können. Bei einer genauen Geräteanalyse müssen aber alle gezeigten Geräte als „Laborgeräte“ bezeichnet werden und sind in dieser Form absolut nicht serienmäßig produzierbar. Es ist ein umfangreiches technisches „re-design“ notwendig. Die Ausfallrate (Callrate) muss erheblich verbessert werden und eine Senkung des Gestehungspreises ist überlebenswichtig.
Die Lieferzusagen für 1979 (30000 Gerate) müssen daher drastisch reduziert werden. Hauptsächlich durch den notwendigen Zeitaufwand für „re-design“, Umbau der Modulprüftische, aber auch durch limitierte Lieferung des Motorenpaketes von Dordrecht. Neue Zusage für 1979 sind 10000 Geräte
Trotz dieser VR 2020 Reduktion wird der geplante Abbau der N1700/N1702 Montagebänder fortgesetzt. In weiterer Folge muss aber die Lieferzusage für die VR 2020 Geräte in mehreren Stufen bis auf wenige Tausend zurückgenommen werden. De facto kann 1979 aber kein Gerat mit akzeptabler Ausfallrate ausgeliefert werden.
Organisatorische Änderungen zeichnen sich ab:
* Gen. Dir. Koning wird Österreich verlassen Nachfolger wird Gen. Dir. Lap,zur Zeit noch in Singapur
* Dr-Czauderna geht in Frühpension sein Nachfolger wird Dkfm. Kotzian
* Der Personalchef Dr. Müller wird das FSW verlassen sein Nachfolger wird Hr. Kwapil

Produktion 1979

:
VCR Geräte Ablieferungswert 950 Mill. österreichische Schilling

Gesamter Personalstand 2010 Personen
Direkt in Fertigung beschäftigt 1190 Personen