Der österreichische Staatsvertrag ist unterzeichnet, eine feierliche Fabrikseröffnung der Fabrik im 3. Bezirk Dr. Bohrgasse wird für den 23. Sept. 1955 geplant. Die erste Baustufe umfaßt 9000 m2 550 Arbeiter und 200 Angestellte werden im Geschäftsiahr 1955/56 65.000 Radiogeräte und 2.900 Fernsehgeräte (s/w) produzieren.
Bei der Eröffnung anwesend sind:
Dir. Bouten, Dir. Diman Dir. Tromp (Philips Eindhoven) Dir. Spies
Dr. Drimmel – Unterrichtsminister
Dr. Illig – Handelsminister
Hr. Weinberger – Vizebürgermeister v. Wien sowie eine große Anzahl Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, und Medien.

Die Jahre1956/57

Der Transistor bestimmt neue Apparateentwicklungen. Ein Voll-Transistor Portportable wird entwickelt. Im Philipskonzern beginnt man gemischt bestückte Hybrid Autoradio zu entwickeln. Wir beginnen das erste Voll-Transistor Autoradio der Welt zu konzipieren!!! Es gibt wesentliche technische Probleme vor allem übersteuerung in Sendernähe (Bisamberg-Effekt) und die Beseitigung von Zündstörungen. Die Montage von Fernsehgeräten hat in Wien begonnen, z.B. die Horny-Typen WT 17104 A, später WT 1711 A, beide Geräte mit 17″ Bildrühre und 90 Grad Ablenkung.

obere Reihe (v.l.n.r.):

Philips 17TA144A/01 mit 3 Drucktasten)aus 1958 -> Philips 17TA180U, damals günstig um knapp 6.000 Schilling ->Radione 36 cm/90 Grad Labormuster, um 1953.

Untere Reihe (v.l.n.r.):

Philips 17TA144A/00, ohne Drucktasten, 1957/58 –> Philips 17TA111A/00, 1954/1955/1956, 7.500 Schilling –> Philips
17TA121A, 1956, Senderskala und HochtonLautsprecher vorne

Um von der Zulieferung von Holzgehäusen unabhängiger zu sein wird der Zubau der Kassettenfabrik (Als „Kassette“ wird bei Philips der Gehäuserahmen der Ferbseher bezeichnet damals meitens aus Holz geleimt später furniert) forciert und noch 1957 in Betrieb genommen (5000 m2). Kaum ist die Fertigung von Fernsehgeräten (s/w) angelaufen, kommen auch hier sofort neue „features“. Ein Klarzeichner muß umgehend eingebaut werden, natürlich schaltbar mit zusätzlicher Taste! Nach der erfolgreichen Produktion der Voll-Transistor (AM) Portables überlegen wir eine Ausführung mit FM. Erstmalig wird dieser Entwurf im Philipskonzern international besprochen und die Spezifikation festgelegt. Der neue Name dieser Konferenz ist INSPECO (Internationale Specification Conference).

Die Jahre 1958/59

Nach der INSPECO Konferenz von Stockholm bekommt Wien den Konzenentwicklungs Auftrag für Entwicklung und Produktion des beschlossenen AM/FM Portportables. Für den Export werden eine ganze Reihe von AM Portable Geräte mit unterschiedlichen Kurzwellenbereichen entwickelt und produziert. Bei Tischgeräten der Luxusklasse werden für
AM und FM getrennte Abstimmung verlangt. Zuerst werden Lösungen mit getrennten Bedienungsknöpfen akzeptiert, später muss es eine automatische Antriebsumschaltung sein, eine sogenannte Duplex-Abstimmung, muss entwickelt und implementiert.
Bei Fernsehen wird eine neue Bildröhrentechnologie mit 110° Ablenkung angeboten. Diese Bildröhren ermöglichen den Bau von weniger tiefen und euch wesentlich leichteren Gehäusen. Allerdings müssen neue Ablenkeinheiten und neue Zeilentrafos vorgesehen werden. Eine enge Zusammenarbeit mit dem im Philipskonzern dafür zuständigen Entwicklungslabor, dem sogenannten AT-Lab ist notwendig (Hr. Gunsdorfer)
Das AT-Lab kreiert auch für die Applikation in Portable Geräten eine neue Spulenfamilie, die „Liliput“ Spulen mit einer Bauhöhe von nur 16 mm. Diese Spulenfamilie wird die Nachfolge der „Mikro“ und der „Rosenkranz“ Generation. Um die Tonqualität der Portable-Geräte zu verbessern versuchen wir – mit Erfolg – den von der Konkurrenz (Minerva, Ingelen) verwendeten Henry-Lautsprecher zu kopieren. Die Produktion erfolgt natürlich bei WIRAG!
Die internationale Zusammenarbeit im Philipskonzern wird weiter ausgebaut. Die Hauptindustriegruppe „RADIO-GRAMMOFON-TV (RGT) wird deutlich unterteilt.

IG-RADIO Herr Boelens (Leitung), Herr de MIRANDA (Entwicklungsleitung)

IG-TV Herr Werner (Leitung) Herr Kerkhof (Entwicklungsletung)

QUALITÄTSLABOR wird Herr v.d.Hoogenband für beide IG’s


In der BRD werden Versuche mit UHF-Fernsehsendern gemacht. In Krefeld (Philips Fertigung) muß raschest ein eigener UHF-Kanalwähler entwickelt werden. Als provisorische Lösung wird ein UHF-Converter produziert, der auch als Nachrüstung für die am Markt befindlichen Geräte gedacht ist. Die Konzernentwicklungsaktivitäten dehnen sich aus. Philips Wien entwickelt ein Clock-Radio. Der Markt dafür ist aber offensichtlich noch nicht bereit dazu. Zwei Jahre später wird dieser Entwurf (leicht modifiziert) für den gesamten Konzern produziert werden. Luxus Tischgeräte und Konsolen werden mit Stereophoner Wiedergabe – 2 Verstärker mit Balanceüberblendung -ausgestattet. In Eindhoven wird jetzt auch in der TV-Ewicklung auf gedruckte Verdrahtung umgestellt. (S 7 – Gerätefamilie). Die Formgestaltung TV diskutiert neuen „Modegag“ – die Grauglasscheiben. Nach der Fertigstellung der Kassettenfabrik (Gerätegehäuse) wird auch die Gehäuse-Entwicklungsaktivität, insbesondere für TV ausgeweitet. In das Produktiosprograrnm kommen auch Radio-TV-Konsolen, Radio-Grammophones und neue Portable Koffer-Grammophone (Zerdik-Koffer mit Batteriebetrieb).
Bei Transformatoren wird die E/I Trafoblechkonstruktion durch gewickelte und dann geschnittene C-Band Kerne ersetzt. Vorteil: kleiner, geringeres Gewicht und kleineres Streufeld.